Aktuelle Infos aus Kolumbien von einer starken Frau
Nach über 50 Jahren Gewalt in Kolumbien, die etwa 260.000 Menschen das Leben gekostet und fast sieben Millionen zu Flüchtlingen im eigenen Land gemacht hat, schlossen die linke Guerillaorganisation FARC und die kolumbianische Regierung 2016 einen historischen Friedensvertrag. Der neue konservative Präsident Kolumbiens Iván Duque hat jedoch bei seiner Vereidigung als neuer Präsident Kolumbiens angekündigt, den Friedensvertrag mit der FARC ändern zu wollen. Ist der sowieso fragile Frieden in Gefahr?
Zu diesem Thema hatten die Stiftung Entwicklungs-Zusammenarbeit Baden-Württemberg (SEZ) und die terre des hommes Arbeitsgruppe Stuttgart mit Stella Duque eine Frau eingeladen, die sich seit vielen Jahren für diejenigen einsetzt, die unter dem Klima der Gewalt und der gesellschaftlichen Polarisierung leiden mussten.
Die Psychologin Stella Duque Cuesta hat mit einer Gruppe Frauen 1994 die Organisation „Taller de Vida“ (Lebenswerkstatt) gegründet. Mit innovativen Methoden unterstützen sie Kinder, Jugendliche, Familien und Gemeinden, die wie sie selbst Vertreibung, Verschwindenlassen und Gewalt erfahren mussten. Die Organisation arbeitet mit Kunsttherapien daran, die seelische Widerstandskraft der Betroffenen zu stärken. Stella Duque stellte mehrere neue Projekte von Taller de Vida vor.
In Bezug auf den Friedensprozess ist Stella eher skeptisch. Viele ehemalige FARC-Kämpfer sind es müde geworden, auf Unterstützung der Regierung zur Rückkehr in ein ziviles Leben zu warten, und glauben nicht mehr, dass es wirklich vorangeht in Richtung dauerhafter Frieden. Finanziert durch den wieder zunehmenden Drogenhandel, geht die Gewalt immer weiter: Über 100 prominente Führer der Zivilgesellschaft sind 2018 bereits ermordet worden, besonders Umwelt- und Menschenrechtsverteidigerinnen, darunter auch eine Mitarbeiterin von Taller de Vida.
Dennoch sieht Stella für sich selbst keinen anderen Weg, als unbeirrt weiter zu machen mit ihrer Arbeit. Einen Wunsch äußerte sie zum Abschied: Dass sie beim nächsten Treffen in Stuttgart über ein anderes Thema sprechen kann als über den Friedensprozess – weil der Frieden dann hoffentlich endlich da ist!